Randstein #13

Festung Hornstein

Randsteinnotiz #13

Vorneweg

Der Bericht über Hornstein und das Interview mit dem Hornsteiner Bürgermeister in der Kronen Zeitung vom 24.01.2023 ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert. Ich gehe davon aus, dass die zitierten Aussagen dem entsprechen, was der Bürgermeister tatsächlich gesagt und gemeint hat, da sich der Bürgermeister ständig und  als Verantwortlicher für alles, was in Hornstein passiert, ablichten lässt.

Der Sinn von „Ich nehme in Kauf, dass ich polarisiere. Trotzdem liegt mir das Wohl junger Familien am Herzen. Ich bin schließlich selbst Vater von zwei Kindern.“ erschließt sich mir nicht. Was will uns der Bürgermeister damit sagen? Versuchen wir eine Analyse:  Nehmen wir den Konzessivsatz und ersetzen wir die Satzreihe durch ein Satzgefüge:

Obwohl ich in Kauf nehme, dass ich polarisiere, liegt mir das Wohl junger Familien am Herzen, weil ich selbst Vater von zwei Kindern bin!?!

Oder: Trotz meiner Polarisierungen verehre ich junge Familien, so wie ich eine habe!?!

Weiters:„Auch damit wollen wir junge Hornsteiner ansprechen, die in Wien studiert und gearbeitet haben und nun zurückkommen, Familien gründen und sich bestmöglich in die Gemeinde integrieren möchten.“ Sollen studierte Frühpensionisten nach Hornstein zurückkehren und Familien gründen oder wird das Prinzip pensionierter (reicher) Vater mit junger Frau und Kindern bevorzugt?

Zurück zum Kern:

„Wir wollen ein Dorf bleiben, mit allen Vorzügen, die ein Dorf zu bieten hat. Der Erhalt von Gemeinschaftsgefühl und Lebensqualität ist in einer Gemeinde, die immer größer und anonymer wird, nicht möglich.“

Die doch drastische Gegenüberstellung vom Dorf als Ort der Glückseligkeit, in dem ich schon im Kindergarten meine Freund*innen fürs Leben finde und der Stadt als Platz des Fremden und gefährlichem Unbekannten, hat eine lange und oft sehr unheilvolle Geschichte. Diese Beschwörung des Gegensatzes von Gut und Böse steht für etwas Spießbürgerliches und evoziert bei mir Bilder, die ich wohl lieber in der Küche verorten möchte: das Schmoren im eigenen Saft!

Ich verstehe – obgleich ich es absolut nicht gutheiße -, dass Hornstein noch mehr Teil des Wiener Speckgürtels werden möchte: Hiesige Jungfamilien mit Geld, die sich die hochwertigen Single- und Senioren-Apartments sowie großzügige Familienwohnungen auch leisten können. Die Vehemenz und die Radikalität, mit der der Bürgermeister seine Vorstellung von einem künftigen Hornstein umsetzen möchte, machen mir Angst: Freilich gebe es jede Woche auch fünf, sechs Anfragen von auswärtigen Interessenten. Aber diese werden kategorisch abgelehnt, so der Bürgermeister.

Hintennach 1

Es entzieht sich meinem Verständnis, was der Bürgermeister mit „extrem verdichtetem Wohnbau“, dem ein Riegel vorzuschieben ist, meint. Roland Rainer (Architekt der Wiener Stadthalle), der unter anderem für die Errichtung der Gartenstadt Puchenau bei Linz und der Mauerbergsiedlung in Wien ausgezeichnet wurde und hier exemplarische für die Vorstellung vom ebenerdigen, verdichteten und klimagerechten Wohnen steht, wird sich ob der Vorstellungen des Bürgermeisters wohl im Grab umdrehen.

Hintennach 2

Angesichts der aktuellen politischen Lage frage ich mich, ob es einen Bundesparteiobmann der FPÖ braucht, wenn man einen Hornsteiner Bürgermeister hat.

Hintennach 3

Alle kursiv und fett gedruckte Zitate sind dem Artikel in der Kronenzeitung vom 24.01.2023 entnommen.

Über diese Initiative

Die Initiative Zukunft Hornstein ist ein Dialog- und Bürgerforum für die Menschen der Gemeinde Hornstein.

Wir sind ehrenamtlich engagiert und haben es uns zum Ziel gesetzt, die Entwicklungen in Hornstein zu verfolgen, darüber zu informieren, Ideen einzuholen sowie selbst einzubringen, kritisch zu hinterfragen und zur Diskussion zu stellen.

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